IT-Unternehmer Event/Auftaktveranstaltung der Digitalen Gründerzentren auf Schloss Thurnau
Privat versucht Philipp Depiereux seine vier Kinder möglichst medienfrei zu erziehen, fern von TV, Smartphone und iPad. Beruflich hingegen hat sich der Gründer und CEO der Digitalberatung und Startup-Schmiede etventure der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft verschrieben. Beim diesjährigen IT-Unternehmer Event des Branchenvereins IT-Cluster Oberfranken am 21. Juni 2017 auf Schloss Thurnau erklärte er den Teilnehmern, was etablierte Unternehmen von Startups lernen können. „Digitize or die“ lautete das Motto.
Das Treffen der oberfränkischen IT-Branche war in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes: Mit rund 150 Teilnehmern erzielte die Veranstaltung bei ihrem zehnjährigen Jubiläum einen neuen Rekord. Das Event war gleichzeitig die Auftaktveranstaltung für die zwei Digitalen Gründerzentren in Oberfranken Bamberg und Hof. Gemeinsam mit ihren Konsortialpartnern aus Coburg und Bayreuth stellten sich die Manager der Digitalen Gründerzentren den Branchenvertretern vor.
Kernorganisation sollte zunächst in Ruhe gelassen werden
Wie können mittelständische Unternehmen ihre eigene Digitale Transformation vorantreiben? Wie bleiben sie wettbewerbsfähig? Philipp Depiereux zeigte sich überzeugt: „Die Digitalisierung verändert bestehende Wirtschaftsmuster tiefgreifend und wer jetzt nicht digitalisiert, überlässt die Wertschöpfung anderen. Dabei sind die notwendigen Veränderungen oft weniger gravierend als so mancher denkt. „Gerade beim Start der Digitalisierung sollte die Kernorganisation zunächst in Ruhe gelassen werden – denn hier liegt die geballte Expertise, hier müssen Prozesse und Verfahren reibungslos funktionieren“, sagte Depiereux. „Wir brauchen aber einen geschützten Raum außerhalb der Kernorganisation, in dem Neues ausprobiert werden kann und Scheitern erlaubt ist. In der Regel lassen sich von außerhalb die „Schmerzpunkte“ der Kunden besser identifizieren und dann mit Hilfe nutzerorientierter, digitaler Tools und Services lösen.“ Ein Mittelständler habe zum Beispiel einfach eine Online-Übersicht seines Lagerbestands für seine Kunden geschaffen und damit quasi über Nacht den Service für die Kunden auf ein neues Level gehoben.
Erfolgreich durch Kooperationen mit Startups
Überhaupt ermögliche die Digitalisierung eine nie gekannte Anpassung von Geschäftsmodellen an die Kundenwünsche. Gleichzeitig steige dadurch aber auch der Wettbewerbsdruck, da auch branchenfremde Digitalplayer und Startups zur Konkurrenz werden können, indem sie Schnittstellen zum Kunden besetzen. Denn große Unternehmen seien oft schwerfälliger bei Marktanpassungen als kleine, agile Unternehmen. Und doch können beide voneinander profitieren, nämlich dann, wenn sie sich in Kooperationen die Stärken des jeweils anderen zu Nutze machen und beispielsweise einen gemeinsamen Prototyp entwickeln. Startups bringen ihr digitales Know-how und ihre agile Methodik ein, etablierte Unternehmen den Zugang zu den Bestandskunden und ihre jahrelange Branchenerfahrung.
Win-win-Situation für alle Partner
Über die Vorteile einer solchen Kooperation berichteten zwei Duos aus jeweils einem größeren, etablierten Unternehmen und einem Startup. Dr. Christian Horn von der Datev stellte gemeinsam mit dem Startup-Unternehmer Christopher Becker von Candis ihre Kooperation bei Buchhaltungssoftware vor. Die Datev-Software besitzt eine Schnittstelle für die Software von Candis – für den Marktführer Datev und das Startup Candis eine Win-win-Situation. Ebenso erfolgreich verläuft die Kooperation des fränkischen Porzellanherstellers BHS Tabletop mit dem Startup evalea. Evalea evaluiert digital Weiterbildungsmaßnahmen per App. Claus Huttner, Vorstandsvorsitzender des IT-Cluster Oberfranken e.V., sowie die Netzwerkmanager der Digitalen Gründerzentren freuten sich über die große Resonanz aus der Unternehmerschaft. Weitere Partner des IT-Unternehmer Events und damit gleichzeitig der Auftaktveranstaltung der Digitalen Gründerzentren in Oberfranken waren der Bayerische Unternehmensverband Metall und Elektro e.V. (bayme), die Sparkassen in Oberfranken und die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI).
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